
Printausgabe vom 18.05.2006
WM-Tortour: 16 Fußball-Fans radeln für eine gute Sache
Von Thorsten Remsperger
Weilbach. Die Weltmeisterschaft beginnt für 16 sportbegeisterte
Fußball-Fans aus dem Main-Taunus-Kreis zwei Wochen früher. Wenn die
32 Nationalmannschaften in ihren Trainingslagern noch mitten in den Vorbereitungen
stecken und die Anhänger aus aller Welt erst gemächlich ihre Fahnen,
Schals und Trikots aus dem Schrank kramen, starten die Radfahrer aus Weilbach
und Umgebung am 28. Mai ab Berlin ihre «WM-Tortour». Bis zum 9.
Juni, dem Tag des Eröffnungsspiels zwischen Deutschland und Costa Rica
in der Allianz-Arena, wollen die ungewöhnlichen WM-Botschafter des Main-Taunus-Kreises
quer durch Deutschland den Weg nach München zurückgelegt haben.
Neben dem sportlichen Anreiz und der Völkerverständigung
– jeder der 16 Teilnehmer präsentiert zwei Länder auf seinem speziellen
Trikot – haben sich die Radfahrer der «WM-Tortour» das große
Ziel gesetzt, den Jugendfußball zu fördern und dem Nachwuchs zu helfen,
dem es nicht so gut geht. 20 Prozent aller Einnahmen werden an die Stiftung
Leberecht des Höchster Kreisblattes gespendet, die behinderte Kinder unterstützt,
der Rest wird unter den teilnehmenden Mannschaften verlost.
Immer noch wissen nur wenige Jugendteams: Mit einer kleinen Gebühr von
drei Euro trägt jede Jugendfußball-Mannschaft nicht nur ihren Teil
zum Gelingen der WM-Tortour bei. Automatisch hat das Team dann die Chance auf
die gestaffelte Gewinnausschüttung, die nach der Rückkehr der Radfahrer
am Sonntag, 11. Juni, um 12 Uhr im Vereinsheim von Germania Weilbach vorgenommen
wird. Und im «Pott» befinden sich schon 3000 Euro. Die Anmeldung
ist bis zum 9. Juni noch im Internet auf der Homepage «www.wm-tortour2006.de»
möglich. Natürlich können auch mehrere Mannschaften eines Vereins
mitmachen.
«Die Anspannung wird größer», muss Organisations-Chef
Matthias Bernhardt, der in Weilbach Jugendtrainer ist, zugeben. Seit fast einem
Jahr stecken die Fußball-Fans in den Vorbereitungen, haben mehr als 4000
Vereine angemailt, 800 Flyer verteilt und bei Verbänden, Bundesligisten
und Firmen Klinken geputzt, um Gönner und Unterstützer für die
«WM-Tortour» zu finden. «Die Resonanz war geringer als erwartet,
vieles lief nur über Beziehungen», bedauert Bernhardt. Bei nur drei
Euro pro Mannschaft und den lukrativen Gewinnen und sozialen Hintergrund in
Aussicht, ist das unverständlich.
Die Gemeinden, in denen die WM-Radfahrer täglich übernachten werden,
standen der Aktion aufgeschlossen gegenüber, auf Empfänge wie bei
Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth im Römer freut sich Bernhardt.
Immer dabei sein wird Hauptsponsor Bruno Lehmann – der Torwart aus der dritten
Weilbacher Mannschaft repräsentiert die Firma Eismann – der bei den Zwischenstopps,
die auf der Homepage nachzulesen sind, stets um 18.30 Uhr Trikots an Kinder
verteilen wird. Darüber hinaus denken die Radfahrer daran, ihre Sachspenden
unter begeisterungsfähigen Kindern auf der Strecke zu verteilen. Im Gepäck
haben die Radfahrer etwa signierte Bälle von Bayer Leverkusen und Günter
Netzer, ein Schalke-Trikot mit Autogrammen der Bundesliga-Mannschaft und Fan-Artikel
von Bayern München. Am 1. Juni wird Flörsheims Erster Stadtrat Leo
Fercher die Radfahrer beim Zwischenstopp vor dem «Haus am Weilbach»
begrüßen.
Eine große Ungewissheit bleibt noch vor dem Start: Kommen die Radfahrer
gesund in München an? Als Team seien die Teilnehmer zusammengewachsen,
berichtet Matthias Bernhardt, viele hätten sich angewöhnt, mit dem
Rad zur Arbeit zu fahren. Aber je 110 Kilometer in 14 Tagen ist eine andere
Belastung für die 14 Männer und 2 Frauen. Zwei Servicewagen begleiten
die Fußball-Fans nicht nur, um Material austauschen zu können, sondern
als Mitfahrgelegenheit «für die Leute nach einem Sturz oder Wadenkrampf»
(Bernhardt). Das Wissen darum, vielen Kindern eine Freude zu bereiten und WM-Botschafter
des Kreises zu sein, wird die Tortour aber zur großen Freude machen.